Corporate Type Design von zeroseven
Die Entwicklung unserer zeroseven Schrift
Alles begann im Jahr 2006, als wir für den Schriftzug von zeroseven die dafür notwendigen sieben Buchstaben gestalteten. Ihre Grundform beruht auf einem Rastersystem mit dem Seitenverhältnis 5:4. Im Lauf der Zeit erweiterten wir unsere bestehenden Buchstaben um zusätzliche Zeichen und Formen. So nahm langsam unsere eigene Corporate Typography Gestalt an.
Die geomatrische Grundform einer Schrift
Anfangs hielt uns der gefühlt hohe Zeitaufwand für die Umsetzung einer eigenen Schrift noch von der Entwicklung ab. Nachdem wir erste Versuche mit dem Type-Tool Glyphs unternommen hatten, wurden wir eines Besseren belehrt. Je mehr wir uns mit dieser gelungenen Software beschäftigten und je mehr Buchstaben wir damit realisierten, desto deutlicher zeigten sich ihre Stärken und wie schnell eine Schrift entwickelt werden kann. Dadurch hat Glyphs sich zu einem meiner Lieblingstools etabliert, das ich auch sehr gerne für Logo-Entwicklungen verwende. Von Version zu Version kamen immer neue Funktionen hinzu, mit denen selbst die Entwicklung von Variable Fonts keinen großen Aufwand mehr darstellen muss.
Ein Vorteil bei der Weiterentwicklung der zeroseven-Schrift war, dass ein Teil der schwierigsten Buchstaben wie das „S“, das „Z“ oder das „R“ durch die Logo-Entwicklung unseres Schriftzuges bereits abgedeckt war. Gerade bei diesen Buchstaben ist die Herausforderung groß, ein ausgeglichenes Verhältnis der Rundungen zu den Geometrien zu erreichen. Selbst ein optimaler Raster muss manchmal im Sinne der Optik gebrochen werden, damit eine Schrift für das Auge ausgeglichen ist. Da für den zeroseven-Schriftzug die Aufteilung der einzelnen Geometrien schon ideal gelöst war, benötigten wir für die Grundformen der restlichen Versal-Zeichen des Alphabets nur knapp zwei Wochen. Auf Basis dieser Grundformen entwickelten wir schließlich die restlichen Zeichen und Schnitte weiter. Nachdem der Regular-Schnitt fertig war, gestalteten wir ergänzend den Thin-, Light-, und Bold-Schnitt. Dies ermöglicht uns, neben der zeroseven-Wortmarke auch unser Corporate Design durch eine markante und eigenentwickelte Schrift zu verstärken und zu erweitern.
Der Grundraster einer Schrift
Die klare Geometrie der Grundform und das Grundraster der Schrift ermöglichten uns nicht nur einen relativ schnellen, sondern auch detaillierten Aufbau der übrigen Zeichen und gaben uns dennoch genügend Freiraum, um jedem einzelnen Buchstaben seinen eigenen Charakter zu verleihen.
Da der Bedarf an Sonderzeichen stark vom Einsatzbereich einer Schrift abhängt, konzentrierten wir uns bei unserer Corporate Typography auf die Umsetzung der wichtigsten Sonderzeichen. Wirkt ein Buchstabe einzeln perfekt ausgearbeitet, so disharmoniert er oftmals in der Kombination. Deshalb führten wir mehrere Schriftsatz-Tests in verschiedenen Schriftgrößen durch. Die gewonnen Eindrücke machten bei diversen Buchstaben neben einer weiteren Korrekturschleife auch mehrere Buchstaben-Varianten erforderlich, die über den Mustersatz beurteilt werden mussten.
Das Kerning von Buchstaben
Ebenfalls ein wichtiger Schritt bei der Schriftentwicklung war das Kerning der einzelnen Buchstaben für ein harmonisches Schriftbild. Darüber wird definiert, in welchen Abständen einzelne Zeichen zueinander stehen. Um den optischen Weissraum zu verkleinern, werden zum Beispiel Buchstaben mit Rundungen näher an Buchstaben mit Geraden positioniert. Kombinationen wie „T“ und „A“ müssen enger zueinander stehen als „U“ und „M“.
Zur weiteren Beurteilung und Optimierung haben wir jeden einzelnen Buchstaben in unterschiedlichen Größen ausgedruckt, um die Größen leichter testen, korrigieren und verbessern zu können. Zahlreiche Mustertexte halfen dabei, die Schrift fertigzustellen. Nach knapp einem weiteren Monat Arbeit hatten wir alle vier Schnitte umgesetzt und im Kontext mit den bereits vorhandenen optimiert.
Unsere zeroseven-Schrift als Variable Font
Durch die Geometrie und das Grundraster unserer Buchstaben bot es sich förmlich an, unsere runden Schnitte um eine eckige Version (Corner-Variante) zu erweitern. Hierfür haben wir die Grundform unserer Buchstaben beibehalten sowie fest definierte Winkel für die Ecken verwendet und in alle vier Schnitte eingearbeitet (Think, Light, Regular und Bold). Bei der Entwicklung von Variable Fonts ist es unabdingbar, dass bei jedem Buchstaben in den unterschiedlichen Formen die gleiche Anzahl an Ankerpunkten vorliegt. Die Ankerpunkte sollten für flüssige Übergänge an ähnlichen Positionen liegen. Jeder Ankerpunkt hat so eine eindeutige Zuordnung zu einem anderen Ankerpunkt beim gleichen Buchstaben im nächsten Schnitt und dadurch in allen vier Schnitten, die wir entwickelt haben. Aufgrund der eindeutigen Zuordnung der Ankerpunkte ist eine Interpolation der Buchstaben möglich. In unserem Fall ist es so, dass wir die gleiche Anzahl an Ankerpunkten sowohl bei den Rundungen der Buchstaben als auch bei der eckigen Variante haben. Nach dem gleichen Prinzip lassen sich auch kursive mit geraden Schriftschnitten interpolieren.
Den Aufbau von Variable Fonts und die variable Weiterentwicklung unserer Corporate Font konnten wir mit der dritten Version von Glyphs vornehmen.
Ich freue mich, Sie mit diesem Blogbeitrag zu inspirieren, die Welt durch einzigartiges Design mitzugestalten.